Elmar Träbert
"Radioaktivität - was mann/frau wissen muss" / Blog zu Leserkommentaren


Christian O. aus München weist darauf hin, dass in der Wikipedia Zahlenbeispiele für praktische (gemessene) Strahlenbelastungen von Flugpersonal auf Langstrecken genannt werden. Demnach liegt die Belastung bei gleicher Annahme über die Gesamtdauer der Flüge im Jahr dreimal so hoch wie von mir grob abgeschätzt und erreicht somit insgesamt das Vierfache dessen, was bei uns der Großteil der Bevölkerung abbekommt. Diese Strahlungsdosis übersteigt dann auch die landschaftstypische in den genannten Regionen im Nordosten Brasiliens. Im Mittel über das Berufsleben und die Zeiten davor und danach ergeben sich etwa gleiche Werte für die Bevökerung dort und für unser fliegendes Personal auf Langstrecke.

Herr S. aus Gronau empfindet meine Darstellung der Risiken von Kuren mit radioaktivem Wasser oder in Radon-Höhlen als unangemessen. Es gebe doch Berichte von Medizinern über positive Nachwirkungen. Diese "Berichte" betreffen das subjektive Wohlgefühl von Leuten, die in Kur waren. Aus meiner Sicht sind "Berichte von Medizinern" nicht dasselbe wie statistisch und methodisch abgesicherte wissenschaftliche Studien.
Es gibt inzwischen ein Projekt an der TU Darmstadt, in dem zunächst Gewebeproben und später Kleintiere einer erhöhten Strahlenbelastung durch Radon ausgesetzt werden sollen mit dem Ziel einer "objektiven" Bewertung von Strahlenrisiken und eventuellen Zustandsverbesserungen. Ich halte solche Studien für notwendigerweise langwierig und teuer (auch wegen der Strahlenschutzprobleme für die Experimentatoren) und erwarte in absehbarer Zeit noch keine signifikanten Ergebnisse. Bis zu aussagekräftigen Doppelblindstudien mit menschlichen Patienten ist es noch ein sehr weiter Weg. Derweilen halte ich meine Zweifel an der positiven Bewertung von Kuren mit radioaktiven Gasen und Wässern aufrecht, zumal durch Ärzte, die im einschlägigen Gewerbe (mit finanziellem Eigeninteresse) tätig sind.

Herr Prof. S.-K. hat zur Geschichte des Hochtemperaturreaktors THTR einige Zusammenhänge anders erfahren als ich sie dargestellt habe. Die Wikipedia hat ihren Artikel zeitgleich mit meinem Manuskript stark verbessert. Das habe ich leider verpasst, werde aber den Abschnitt für eine etwaige Neuauflage des Buches überarbeiten. Zum einen hat der Reaktor in Hamm-Uentrop mehrere Jahre lang tatsächlich Strom ins Netz geliefert, wenn auch eher unregelmäßig. Zum anderen wird berichtet, dass die Betriebsprotokolle des Vorläuferreaktors in der Kernforschungsanlage J¨ich möglicherweise geschönt abgefasst, manche der technischen Probleme ausgeklammert oder verschwiegen wurden. Der "Netzbeschmutzer", der sich an den Manipulationen störte und sie aufzeigte, wurde daraufhin anscheinend gemobbt.

Bernhard W. aus Düsseldorf weist darauf hin, dass eine Kapitel-Überschrift "Magnetresonanz-Therapie" heißt, aber "-Tomographie" lauten müsste. Herr W. hat Recht: Ich habe leider beim Korrekturlesen nicht bemerkt, dass da jemand mein korrektes Wort (siehe Vorgängerausgabe des Buches) beim Setzen durch das falsche ersetzt hatte.

Mittlerweile ist die industrielle Gewinnung elektrischer Energie aus Kernenergie in Deutschland ausgelaufen. In Japan gibt es eine Lobby, die die dortigen, nach Fukushima fast sämtlich abgeschalteten, Reaktoren möglichst alle wieder ans Netz bringen möchte. Dem stehen die Sicherheitsbestimmungen entgegen, die seither offenbar konsequenter angewendet werden als beim seinerzeitigen Neubau und Betrieb. Obwohl von den Betreibern behauptet wurde, mehrere Reaktoren seien bereits überprüft, überarbeitet und wieder betriebsfähig, wurden die Genehmigungen nicht aller Anlagen wieder erteilt - die Prüfprozeduren seien keineswegs abgeschlossen, das Personal nicht hinreichend nachgeschult, Notfallpläne unzureichend, usw.

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Updated: 9 Juni 2023